Pascal Merz Sursee

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Irrungen und Wirrungen

                              

Menschen konsumieren täglich Lebensmittel aus aller Welt, ohne sich grossartig für Herkunft und Bedingungen zu interessieren. Menschen klicken sich täglich durch allgemeine Geschäftsbedingungen, ohne deren Inhalt in der Tiefe zu studieren. Menschen konsumieren täglich Medikamente, ohne den Beipackzettel im Detail zu studieren. Menschen kaufen regelmässig Fast Fashion, die unter prekären Bedingungen von Arbeiter/Innen hergestellt werden. Für den Klimawandel existieren Langzeitstudien mit erschreckenden Prognosen, trotzdem bewegt dies eine Mehrheit der Menschen nicht zu einer Abkehr ihres schädlichen Handelns. Ich bin übrigens ein Mikro dieser Gruppe und viele Aspekte treffen auch auf mich zu. Mein Verhalten ist auch nicht in allen Fallen logisch und konsistent, schliesslich bin auch ich von emotionalen Aspekten beeinflusst. Trotzdem habe ich bei Covid die verschiedenen Optionen für mich versucht sachlich abzuwägen und bin zum Resultat gekommen, dass die Impfung für mich derzeit die beste aller Varianten ist. Ich respektiere im Umkehrschluss auch, dass andere Menschen zu anderen Ergebnissen gelangen. Trotzdem sind einige Aspekte in dieser Debatte aus dem Ruder gelaufen.


  • Erst mal ist festzuhalten, dass eine erdrückende Mehrheit aus Wissenschaft und Spezialisten, die Impfung als Königsweg empfehlen. Eine Minderheit zweifelt dies an. Die Minderheit ist gelegentlich lauter, dies ändert jedoch nichts an den sachlichen Pro- und Contra Argumenten.


  • Absurd wird es dann, wenn Menschen von Parallelen zwischen der aktuellen Situation und den Zeiten rund um den Nationalsozialismus faseln. Ich finde leider kein zutreffenderes Wort. Jede sachliche Entgegnung ist in diesem Kontext überflüssig. Meine Realität ist in einer direkten Demokratie zu leben. Niemand wird wegen einer abweichenden Meinung zur Politik verhaftet oder gar getötet. Ich habe glücklicherweise bisher nie in einer Diktatur gelebt, aber mir scheint, es existieren genügend vertrauenswürdige Quellen, welche das Wesen einer Diktatur und den unmenschlichen Alltag schildern.


  • Der verklärte Blick auf die Freiheit. Nichts ist in einer Demokratie absolut, auch die persönliche Freiheit nicht. Gelegentlich stehen dafür einschränkend die Bedürfnisse von Mitmenschen. Im Übrigen ist Freiheit auch mit persönlicher Verantwortung und Pflichten verbunden. Dies scheint in der emotionalen Debatte das eine oder andere Mal vergessen zu gehen.


  • Weder wer sich impft noch wer sich nicht impft ist ein Märtyrer oder Held. Ich für mich habe die Impfung neben meinem persönlichen Schutz als Bürgerpflicht auch gegenüber meinen Mitmenschen begriffen. Mehr ist dazu auch nicht zu sagen respektive zu schreiben.


  • Der Staat hat die verfassungsmässige Aufgabe seine Bürger/innen zu schützen. Gleichzeitig ist es für den Staat von eminentem Interesse, dass das Gesundheitswesen nicht kollabiert. Reflexartig wird das Thema Intensivbetten in den Kontext geworfen. Ohne qualifiziertes Personal ist ein Intensivbett leider wenig wert.


  • Ich fand während dieser Krise verschiedenste Massnahmen auch nicht zielführend und logisch, trotzdem hat der Bundesrat meines Erachtens die Schweiz im internationalen Kontext bisher mit Augenmass durch die Krise geführt. Zumindest belegen dies viele verschiedenen Zahlen und Indikatoren.


Ich könnte noch viele Zeilen füllen und Zeichen aneinanderreihen. Egal, welches Ergebnis am 28. November 2021 zur Covid-Vorlage herauskommt, die Debatte wird so oder so weitergehen. An dieser Stelle vielleicht einfach noch ein paar Gedanken/Zitate. Mit Freiheit muss auch der Respekt einhergehen. Was ich grundsätzlich möchte, sollte ich auch Menschen mit anderen Meinungen zugestehen.


Zahlreiche Menschen haben wegen Covid ihr Leben verloren. Dies ist der höchste Preis, welche Menschen bezahlen müssen. „Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt“ (Gustav Heinemann).





Pascal Merz Sursee